Über Keime und Sprossen

Warum keimen? Körner sind doch schon gesund..

Wer sich schon mal mit der Ernährungspyramide beschäftigt hat, wird schnell feststellen, dass Lebensmittel wie Getreide, Nüsse, Reis und auch Hülsenfrüchte ziemlich weit unten stehen. Das bedeutet, dass diese Lebensmittel neben Wasser, Gemüse und Obst unsere Hauptnahrungsmittel sein sollten.
Generell wird empfohlen pro Tag 4 Portionen Getreide und 5 Portionen Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst zu verzehren.
(Faustregel: Eine geballte Faust entspricht einer Portion Obst, Gemüse oder Hülsenfrüchte. Gemüse sollte am besteh roh gegessen werden und man sollte bei der Auswahl der Gemüse- und Obstsorten das saisonale und regionale Angebot nutzen.)

Wo in der Ernährungspyramide befinden sich denn Keime und Sprossen?

Da Keime und Sprossen nichts anders sind, als zum Leben erwachte Körner, Nüsse oder Hülsenfrüchte, sollten auch sie am täglichen Speiseplan stehen.
Ein noch so kleines Samenkorn hat alles im Gepäck um zu einer großen und starken Pflanze zu werden. Durch das Keimen kommt das Beste in den kleinen Körnern ans Tageslicht und versorgt uns mit Enzymen, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.

Superfood von der Fensterbank

Es grünt so grün auf meiner Fensterbank – vor allem im Winter. Denn Sprossen und Keime sind Vitalkost, die man sich nicht frischer wünschen könnte. So frisch, dass sie quasi noch am Teller weiter wachsen.
Die kleinen Kraftpakete sind ein wahres Superfood, das uns mit den wichtigsten Nähr- und Vitalstoffen versorgt.

Bis aus dem Samen ein wertvolles Mikrogrün wird, durchläuft er 4 Phasen. Die erste Phase ist die Aktivierung – durch Einweichen in kaltem Wasser werden die Lebensgeister in den Samenkörnern geweckt. Dadurch werden sie leichter verdaulich und die enthaltenen Vitalstoffe können besser verwertet werden.

Als nächstes bildet sich der Keimling, die Schale des Korns bricht auf und Keimblatt, Wurzel und Stängel wachsen heraus – die Sprosse. In der nächsten Phase steckt die Sprosse ihre ganze Kraft ins Grün und wird zum Mikrogrün.

Durch das Keimen verwandeln sich enthaltene Fette in essentielle Fettsäuren, enthaltene Kohlenhydrate werden in Einfach- und Zweifachzucker zerlegt, was die Sprossen süß schmecken lässt und Sprossen und Mikrogrün sind voll von essentiellen Aminosäuren.

Ein Keim kann in jeder Lebensphase verzehrt werden und das spannende ist, dass er durch das Wachstum unterschiedliche Nähr- und Vitalstoffe enthält. Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch – einfach ausprobieren!

Wie werde ich zum Sprossenzüchter?

Kaum ein Gemüse kann so leicht und so schnell angebaut werden wie Sprossen. Man braucht dazu keinen Garten, keine Terrasse, auch keinen Balkon, ja noch nicht einmal einen Blumentopf und auch keine Erde. Wenn man es genau nimmt, brauchen Sprossen nur Luft und Liebe und etwas Wasser – man muss also kein Experte sein.

Ausrüstung

Man benötigt nur ein Sprossenglas samt Abtropfgestell oder ein Kressesieb, welches sich besser für alle schleimbildenden Saaten eignet.

Ein Sprossenglas ist ein Einmachglas mit einem Sieb als Deckel. Die Löcher sind wichtig, damit die Samen regelmäßig gespült werden können.
Keimgläser gibt es im Bioladen, Reformhaus oder im Internet. Falls man keine Keimgläser kaufen möchte, kann man als Alternative auch einfach saubere Gläser und ein feines Sieb verwenden.

Lediglich für Kressesamen und zur Zucht von Weizen- oder Gerstengras braucht man flache Schalen oder ein sogenanntes Kressesieb. Ich habe aber auch schon ein feines Küchensieb dafür verwendet – funktioniert genauso.

Was man alles keimen kann..

Grundsätzlich gilt, dass jeder Samen keimen kann. Allerdings sollte man darauf achten Samen in Bioqualität zu nutzen, die nicht erhitzt wurden.

Ich greife sowohl auf fertige Keim-Mischungen aus dem Reformhaus oder Supermarkt zurück, als auch auf allerlei Körner, die ich sowieso in der Küche habe und wurde dabei schon so manches Mal positiv überrascht.
Hier eine Liste von Samen, die jeder in der Küche hat und die sich bei guter Qualität leicht keimen lassen:

  • Quinoa
  • Chiasamen
  • Leinsamen
  • Hafer
  • Dinkel
  • Gerste
  • Sonnenblumenkerne
  • Linsen
  • Mandeln
  • Haselnüsse
  • Kürbiskerne
  • Buchweizen

Auf die Plätze, fertig… keimt!

Damit die Körner möglichst schnell zum Leben erwachen, sollten sie über Nacht eingeweicht werden. Dazu einfach die  gewünschte Menge an Körnern in das Glas geben, dieses mit klarem Wasser füllen und die Samen quellen lassen.

Am nächsten Tag schüttet man das Wasser weg, spült die Samen (wenn kein Keimglas vorhanden ist, dann füllt man sie zum Spülen in das Sieb) und gibt sie dann ohne Wasser in das Keimglas zurück. Die keimenden Samen sollten täglich zwei- bis dreimal auf diese Weise gespült.

Im stehenden Wasser befinden sich die Samen also nur in der ersten Nacht. Anschließend sind sie nur noch leicht mit Wasser benetzt, nämlich mit den Wasserrückständen, die nach dem Spülen an den Samen haften geblieben sind. Staunässe sollte unbedingt vermieden werden, da sich sonst Schimmel bilden kann.

Kresse oder Weizengras kann einfach auf einem Kressesieb ausgestreut und regelmäßig gespült werden. Alternativ kann man auch zwei Lagen unbehandeltes Küchenpapier als Unterlage nutzen.

Wann kann ich ernten?

Grundsätzlich kann ein Keim oder eine Sprosse in jedem Stadion verzehrt werden. Sobald die Schale aufgeplatzt ist und die Wurzel zum Vorschein kommt, ist der Samen lebendig und voller wertvoller Vitalstoffe.
Im Laufe des Keimzyklus verändern sich die Nährstoffe.
Ich selbst ziehe immer eine größere Menge an Keimen und verzehre sie über mehrere Tage hinweg – indem die Pflänzchen immer weiter wachsen, versorgen sie mich auch mit unterschiedlichen Vitalstoffen.

Kann man Sprossen und Keime haltbar machen?

Wichtige Frage und einfache Antwort – ja man kann.
Wenn man den Wachstum der Pflänzchen stoppen und sie länger haltbar machen möchte, braucht man das Sprossenglas nur in den Kühlschrank stellen. Durch die Kälte und Dunkelheit verfallen sie in eine Starre und bleiben länger frisch. Trotzdem sollten die Sprossen täglich einmal gespült und innerhalb von wenigen Tagen aufgebraucht werden.

Keime und Sprossen in der Küche

Nachdem ich voller Euphorie alles keimen hab lassen, was meine Vorratskammer hergegeben hatte, stand ich vor dem Problem, dass ich nicht recht wusste, was ich mit dem ganzen Mikrogrün nun anfangen soll… Ich kannte Sprossen ja hauptsächlich am Butterbrot.
Sprossen sind aber sehr vielseitig und können in vielerlei leckere, gesunde und basische Gerichte verwandelt werden. Hier ein paar Anregungen:

  • Sprossen werden mit Dressing zu einem leckeren Sprossensalat
  • kurz blanchiert werden zu einer leckeren Sprossensuppe
  • Sprossen passen perfekt in grüne Smoothies – dazu mixt man sie nach Geschmack mit Wasser und Früchten und Nüssen in einem gewöhnlichen Haushaltsmixer
  • Sprossen können entsaftet werden und verwandeln sich so zu äußerst heilsamen und konzentrierten Säften
  • Sprossen verzieren Gerichte aller Art

Das waren ein paar Anregungen, aber ich möchte euch auch noch ein paar konkrete Rezepte mitgeben:

Keim-Müsli und Keim-Porridge

Ja auch der Frühstücks-Klassiker das Müsli und sein hipper Bruder das Porridge können mit Keimen aufgepeppt werden.

3 Esslöffel Buchweizen oder Sonnenblumenkerne (gekeimt)
Müslimix oder Porridgemix
veganes Kokosjoghurt
Früchte der Saison
Agavensirup zum Süßen

Keim-Brot

Gesünder als jedes Vollkornbrot ist Brot aus Keimlingen. Dieses wird nicht aus dem Mehl von trockenen, harten Getreidekörnern zubereitet, sondern aus gekeimtem Getreide.
Dazu gibt man gekeimten Dinkel mit etwas Wasser in einen Mixer und mixt wenige Sekunde lang. Der entstandene Brei wird jetzt nach Wunsch mit Brotgewürzen und Kristallsalz gewürzt. Ganz nach Lust und Laune kann man Sonnenblumenkerne (am besten ebenfalls gekeimt), Leinsamen oder Sesam dazugeben. Auch gemahlene Nüsse oder Mandeln eignen sich und verleihen dem Brot einen herrlich würzigen Geschmack.
Je nach Konsistenz des Teiges formt man kleine Fladen mit den Händen oder setzt sie mit dem Löffel auf ein Backblech. Bei sehr niedrigen Temperaturen (50 Grad) werden die Fladen jetzt eher getrocknet als gebacken.

Dieses Brot wird intuitiv zubereitet und gebacken, weshalb es jedes Mal vom Geschmack und der Konsistenz her variieren kann. Einfach ausprobieren und genießen.

Sprossenaufstriche

Veganer Sprossen-Avocadocreme:
Die in Würfel einer geschnittenen Schalotte mit Sprossen der Wahl vermengen.
Das Fruchtfleisch der Avocado in eine Schüssel geben und mit einer Gabel fein zerdrücken. Zitronensaft und Sprossen-Schalottenmix mit der Avocado vermengen. Nach Geschmack mit Salz, Pfeffer oder anderen Gewürzen verfeinern.

Sprossen-Topfenaufstrich:
Sprossen der Wahl mit einer Packung Mager-Topfen und einem halben Becher Sauerrahm vermengen. Nach Geschmack mit Salz Pfeffer oder anderen Gewürzen verfeinern.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Martina Amon

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